Ein über die Schnauze fassen wird von der Mutterhündin, seltener von erfahrenen, erwachsenen Hunden gezeigt, wenn junge Hunde / Welpen zu aufdringlich, hartnäckig und übereifrig ein bestimmtes Verhalten durchsetzen wollen. Das „Über-den-Fang-fassen“ dämpft also das Verhalten in der jeweiligen Situation. Beim Säugen benutzt es die Mütterhündin zum Teil aus Eigenschutz aber meiner Meinung nach auch um die Geschwisterwelpen trinken zu lassen.
Eine Teilnehmerin in meiner Welpengruppe berichtete von Ihren Erfahrungen in einer anderen Hundeschule. Den Welpen wurden dort Kauknochen und Spielzeug hingelegt. Hatten Sie die Gegenstände aufgenommen, sollten sie sie nach einiger Zeit wieder ausgeben. Gaben Sie diese jedoch nicht freiwillig ab, ging die Trainerin zu dem jeweiligen Welpen und zeigte den Besitzern , wie man den „Schnauzengriff“ anwendet und wie man den Hund „richtig“ in die Lefzen kneift. (von oben über den Fang, die Lefzen gegen die Zähne und fest zudrücken)
“Hallo”!? Ich dachte ich höre nicht richtig….(Wie fest ist „richtig“? Wo fängt es an – wo hört es auf?)
Keine Mutterhündin beißt ihre Welpen in den Fang! Kein Welpe schreit dabei vor Schmerz!
Wenn ein Welpe dabei „aufmuckt“ (schreit oder quiekt), dann nicht aus Schmerz, sondern weil er im Moment nicht mit seinem Überreifer klar kommt.
Je älter der Welpe und je energischer sein Verhalten um so kräftiger „maßregelt“ die Mutter ihn – sie beißt ihn aber nicht!
Das „Über-den-Fang-fassen“ nimmt im Laufe der Welpenaufzucht häufig sogar ab – der Welpe hat sich gefügt oder die Mutterhündin verwarnt zunächst mit einem Knurren bevor sie den Welpen beispielsweise wegdrängt (blockiert). Das bedeutet, dass die innerartliche Kommunikation immer mehr angewendet wird o h n e ständig über den Fang zu greifen.
So, wer jetzt noch meint, er muss den schmerzhaften „Schnauzengriff“ oder gar die „Alpharolle“ zur Erziehung anwenden, weil es doch so innerartlich ist, der ist hoffentlich eines besseren belehrt worden. Und wenn nicht – dann muss er damit rechnen, dass sich sein Hund ganz „innerartlich“ dagegen zur Wehr setzt.
Danach kommt dann das große Geschrei:“Der Hund ist unberechenbar und kann nicht therapiert werden!“ Nicht der Hund ist unberechenbar – sein Mensch war es!
In diesem Zusammenhang erinnere ich gern an die so wichtigen Begriffe: Vertrauen, Sicherheit und Bindung.
Der Fang eines Hundes ist ein sehr empfindlicher Bereich. Er dient darüber hinaus zur Kommunikation und zum Ausdruck der Gestimmtheit. Beobachtet man Hunde, die sich gern haben und zusammen liegen, knibbeln diese sich oft an den Lefzen und im Schnauzenbereich. Das hat sogar einen Namen „Schnauzenzärtlichkeiten“.
Auch im Spiel wird die Schnauze ständig mit einbezogen um die richtigen Kommunikatonssignale /Spielsignale auszutauschen – das sind dann die sog. „Schnauzenspielereien“ .
Zuletzt komme ich noch mal auf das Ausgeben von Gegenständen zurück. Tauschgeschäfte einüben, Belohnungen einsetzen sind Möglichkeiten einem Hund das richtige Verhalten mit Freude beizubringen.
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