Fernsehtrainer – Wasserflasche

Die “tollen” Methoden der Fernsehtrainer – die Effektivität der Wasserflasche – das Media-Markt-Phänomen

Häufig werde ich von Hundebesitzern zu meiner Stellungsnahme den berühmten Fernseh-Hundetrainern gegenüber gebeten.
Meinen Vergleich habe ich mit dem Begriff “Media-Markt-Phänomen” umschrieben.

Alles was groß und bekannt genug ist, ausreichend beworben wird muss doch einfach “geil” sein – oder? …nein, muss es nicht ….!

Hundebesitzer glauben z.B. wirklich, dass das “Anspritzen” mit Wasser eine tolle Methode ist und mir kommt es so vor, als wäre die Wasserpistole zur Zeit (leider) ein “Allheilmittel”.Vor einiger Zeit fragte mich eine Hundebesitzerin ob sie ihrem leinenaggressiven Hund die Aggression nicht auch so einfach wie im Fernsehen, durch Festbinden an einer Laterne, abgewöhnen könne? (!!!)

Bei den beiden obigen Beispielen handelt es sich um die sogenannten “soften Methoden”….leider gibt es zusätzlich noch Methoden, die von einigen “härteren” Trainern gezeigt werden. Diese sind schlicht und einfach Quälerei. Sie sind Mißachtung von jeglicher Moral und ignorieren vollständig wissenschaftlicher Forschungsergebnisse.

Hier ein Beispielvideo: youtube.com

Nun aber der Reihe nach: Fange ich mit den “soften” Methoden an. Beispiel: (Mein) Hund jagt und ich will ihm das mit der Wasserpistole abgewöhnen. Jagen ist eine “selbstbelohnende” Tätigkeit.
Nicht die Beute, die zwar überlebenswichtig ist, ist die Motivation sondern das Jagen selber setzt einen Cocktail an Botenstoffen im Hundegehirn frei, die ihn absolut “high” machen.
Nun (jagt) mein Hund angeblich Jogger. (Pssst: In Wirklichkeit ist es oft gar kein Jagen, es ist nur Unausgelastetheit und Ungehorsamkeit.)
Wir gehen aber nun mal davon aus, der Hund jagt tatsächlich. Ich spritze ihn mit etwas Wasser nass.
Je nach Charakter des Hundes wird er mehr oder minder überrascht sein. O.K. er hört also kurz auf.
Super! Da ist er ja, der Erfolg!
Und nun schaut er mich an schüttelt sich kurz und läuft dann doch weiter dem Jogger hinter her. Schitte!

Genau dieser kleine Moment des Schüttelns, der kleine Augenblick in dem mein Hund innehält, dass ist er (!) Diesen Moment muss ich nutzen und von ihm ein anderes Verhalten (Alternativverhalten) verlangen und dieses Verhalten belohnen.

Soll eine Strafe wirksam sein, muss sie so stark sein, dass der Hund sein Verhalten einstellt – und da gibt es große Charakterunterschiede bei unseren Hunden. Ich frage mich ob ein Hundebesitzer genau einschätzen kann, gerade in einer Situation in der er ebenfalls aufgeregt ist, wie stark das nun so genau ist…? Oft ist die Strafe nicht stark genug…weil man ja nicht “so brutal” sein will – und dann straf ich und straf ich und straf ich …und langsam wird meine Strafe stärker und stärker und mein Hund gewöhnt sich an die Zunahme und der gewünschte Erfolg bleibt aus oder ich kaufe mir dann vielleicht ein Teleimpulshalsband….HALT – Gehirn vorher bitte einschalten!

Was passiert aber bei den Sensiblen? Ups – mein Hund sieht ja, dass ich die Wasserpistole in der Hand halte und nun traut er sich nicht mehr zu mir. Zusätzlich zu dem bedrohlichen Gefühl, dass der Jogger bei ihm auslöst, bedrohe ich ihn also auch noch, wenn er einen Jogger sieht…Ihr merkt, dass da etwas nicht stimmen kann! Aversive Methoden, wenn überhaupt nützlich (?), darf mein Hund niemals mit mir in Zusammenhang bringen, sondern immer nur mit der Situation. Könnt ihr also garantieren, dass ihr immer im Ansatz und mit der richtigen Stärke straft, so dass der Hund nicht bemerkt, dass ihr der Auslöser seid und dann auch noch garantieren, dass gerade in dem Strafmoment nichts Unerwartetes geschieht, damit der Hund nicht etwas Falsches mit der Strafe verbindet? Wenn ihr das garantieren könnt – dann seit ihr perfekt – ich bin leider nicht perfekt!

Nun zu der Sendung in der unser berühmter Hundeprofi ebenfalls die Wassermethode benutzt um einen kleinen Yorkie vom Nachlaufen hinter Joggern abzuhalten. Sichtlich bereitet ein  Dauerlauf mit Jogger dem Hündchen mehr Freude als ein Spaziergang mit einem unaufmerksamen (trantutigen) Frauchen. Kann es sein, dass der Hund nach einer Beschäftigung sucht? Kann es sein, dass er bislang noch keine Erziehung bekommen hat. Frauchen sichert den Kleinen nicht und immer und immer wieder “darf” er hinterher. Lernt man so, was sich “nicht” gehört?

“Ein Wunder”, so nennt es die Besitzerin, ist eingetreten, nachdem der kleine Hund ständig mit Wasser erschreckt wurde und sich nun vor Joggern fürchtet. Er kehrt zu seiner Besitzerin um, um bei ihr Schutz zu suchen…..na, so einWunder – denn Gott sei Dank hat der Kleine es nicht mit seiner Besitzerin in Verbindung gebracht. Was passiert in Zukunft, wenn nicht mehr gespritzt wird und Jogger nun noch bedrohlicher sind? Leider wird es darüber keine Sendung mehr geben…und bei so einem kleinen Hündchen wird wenn ja auch nicht zu viel Schaden passieren 😉

 

 

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